Der lange Weg nach Gransee
Vor der Wende konnten die Westberliner Fallschirmspringer nur im Bundesgebiet springen – sie fuhren jedes Wochenende nach Gandersheim, Meißendorf, Hartenholm oder Höxter. Die Ostberliner Springer konnten nur in der „Gesellschaft für Sport&Technik – GST“ springen.
Was sich alle wünschten: ein eigener Sprungplatz in der Nähe von Berlin…
Es gab früher mehrere Vereine: FSC Berlin (die Urzelle, gegründet 1955 als einer der drei ersten Fallschirmsportvereine in Deutschland neben FSC Hamburg uns FSC München), Paraflug (aufgelöst 1980), VFF Berlin und die Grounded Skydivers. Kurz vor der Wende gründete sich in Ost-Berlin der BFSV, den es heute noch gibt und der in Müncheberg Eggersdorf seinen Sprungplatz hat.
Nach der Wende begannen die Westberliner Springer zunächst gemeinsam in Kyritz zu springen und gelegentlich zusammen mit dem BFSV in Kreuzbruch. Der FSC und der VFF besaßen je eine Cessna 206 Soloy für 6 Springer und der BFSV hatte eine AN2 und eine Wilga.
Der erste Plan, gemeinsam den Sprungplatz in Kreuzbruch zu pachten und auszubauen, ließ sich nicht verwirklichen.
Um endlich einen eigenen Sprungplatz in der Nähe von Berlin zu realisieren, schlossen sich FSC, VFF und BFSV zum FSG Berlin e.V. zusammen und fanden zunächst einen Platz in Falkenthal bei Zehdenick, der noch von der DDR Luftfahrtbehörde als zweite Landebahn eines bestehenden Agrarflugplatzes genehmigt wurde.
Der Verein hatte bereits die Landebahn planiert und angesät, erhielt dann aber nach der Wiedervereinigung durch die brandenburgische Landesluftfahrtbehörde keine Betriebserlaubnis – sodass die Suche erneut begann. Der Landkreis Gransee wollte allerdings die Springer gerne behalten und schlug einige Gelände vor, von denen der Verein schließlich Gransee wählte.
Nach jahrelangen Vorbereitungen, der Suche nach einem geeigneten Gelände, dem Abschluss von Pachtverträgen und der Bauplanung und Genehmigung wurde die Zulassungsurkunde des Sonderlandeplatzes Gransee am 21. Mai 1994 vom Brandenburger Dezernat für Luftfahrt dem damaligen Vorsitzenden der FSG Otto Maier feierlich überreicht.
FSG Berlin: der gemeinsame neue Verein
Der neue Verein plante und realisierte den Ausbau des Platzes aus eigenen Mitteln (Vereinsvermögen, Verkauf der Flugzeuge) und zinslosen Darlehen vom Land Berlin für Sportstättenbau. Die Infrastruktur (Clubhaus, Strom-, Wasser- und Abwasserversorgung) wurde von den Mitgliedern größtenteils in Eigenleistung gebaut. Der Großteil davon von ganz wenigen Vereinsmitgliedern, die sich dafür quasi unbezahlten Urlaub genommen hatten.
Da der Betrieb eines so großen Platzes nur wirtschaftlich möglich ist, wenn er nicht nur im vereinsorganisierten Wochenendbetrieb läuft, suchte der Verein frühzeitig einen gewerblichen Betreiber für den Vollzeitbetrieb und entschied sich für eine Zusammenarbeit mit der Aero-Fallschirmsport GmbH (AFS) aus Kassel.
Grundlage für die Zusammenarbeit waren Verträge, die regelten, dass alles, was mit Fallschirmsprungbetrieb zu tun hat (Flugbetrieb, Ausbildung, Tandemgeschäft, Fallschirm- und Zubehör Verkauf und Wartung etc.) in der Zuständigkeit des Pächters liegen sollte und Sportförderung, Wettbewerbe, Camping und Vereinshaus in die Zuständigkeit des Vereins fielen. Die Halle durfte vom Pächter mitgenutzt werden. Der Pächter war verpflichtet, ausreichende Flugkapazität für die Vereinsmitglieder bereit zu stellen.
Vor Allem war festgelegt, dass keiner der Partner versucht, in die Belange des Anderen einzugreifen oder den Anderen zu verdrängen. Diese gleichberechtigte Dualität ist elementar für das Wesen des Platzes und in der öffentlichen Förderung des Platzausbaus begründet.
Am Ende der Vertragslaufzeit mit der AFS kam deren neuer Betriebsleiter für Gransee zu dem Entschluss, den Sprungbetrieb künftig auf eigene Rechnung betreiben zu wollen. Es kam zu einer Unterverpachtung an die GoJump GmbH für den Rest der Vertragslaufzeit und anschließend zu neuen Verträgen zwischen dem Verein und GoJump für die Zukunft.